Informationen rund um Pädagogik

Unser Ansatz wird von der Haltung und dem wertschätzenden Menschenbild geprägt, das von einer ganzheitlichen Pädagogik ausgeht. Es handelt sich weniger um eine pädagogische Technik oder didaktische Methode.

Die Säulen der Arbeit:

  • Den Kindern wird ein hohes Maß an Wertschätzung entgegen gebracht.
  • Aktuelle Situationen werden berücksichtigt und aufgegriffen.
  • Jeder Tag ist bedeutend für die Entwicklung des Kindes.
  • Der/die ErzieherIn sind Lehrende und Lernende zugleich.

Im Vergleich zu anderen pädagogischen Ansätzen liegt der Fokus der Arbeit sowohl auf den Kindern mit ihren Lebenssituationen, als auch auf den pädagogischen Fachkräften, die sich selbst und ihr Handeln immer wieder neu reflektieren. Kinder erhalten die Möglichkeit, mit ihrem Erleben und Verhalten handlungsleitend zu sein. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn sie von ErziehernInnen begleitet werden, die sich ihrer Rolle bewusst sind.

Warum ist die Natur so wichtig für unsere Kinder?

Unser Ziel ist, bei den Kindern eine Grundlage für ökologisch sinnvolles Handeln, Verhalten und Entscheiden zu legen. Seit Jahren steigen die Defizite der Kinder: Sie sind ungelenkig und übergewichtig, sozialauffällig oder entwicklungsverzögert. Wie aber soll ein Kind seinen Bewegungsdrang ausleben, wenn seine Umgebung fürs Stillsitzen gemacht ist; im Auto, vor dem Fernseher, in der Wohnung? Wie soll es soziale Kompetenz erlernen, wenn es sich vor seiner Umwelt fürchten muss, anstatt sie erobern zu können? Und wenn es die Achtung vor allem Lebendigen nicht durch eigene Erfahrung entwickeln konnte?

Das kleine Kind, für das die Welt noch voller Magie und Zauber steckt, versteht mit dem Herzen, dass es einem Baum weh tut, wenn seine Rinde beschädigt wurde, oder dass ein Tier leidet, wenn man es falsch behandelt. So etwas kann man nicht aus einem Film lernen. Mitgefühl entsteht aus Reaktion aufs eigene Tun.

Um einem Kind die Natur nahe zu bringen, braucht es gar nicht viel. Genug Raum und Zeit zum Toben und Kräftemessen unter freiem Himmel. Die Aufmerksamkeit für die Stille in einem dichten Wald. Zuneigung und Zuverlässigkeit Tieren gegenüber - sei es ein Heimtier oder die Spatzen, die regelmäßig im Garten  zu Besuch kommen. Das bewusste Erleben der Jahreszeiten und das Bekanntwerden mit den vier Elementen: mit der Luft und dem Wasser, dem Feuer und dem Erdboden.

Warum haben wir Tiere in und um unser Kinderhaus?

Die Theorie der tiergestützten Pädagogik besagt eine hilfreiche Beziehung zwischen Mensch und Tier. Gerade für Kinder ist es wichtig, Vertrauen, Achtung und Zuneigung geben und nehmen zu lernen. Durch die Entwicklung von Gefühlen und sozialen Kompetenzen wird dies möglich. Tiere, besonders Hunde, können Impulse setzen und dadurch vielschichtige soziale und emotionale Prozesse in Gang bringen bzw. erhalten.

Weitere wichtige Ziele können durch die Versorgung und den Umgang mit Tieren gefördert werden:

  • Verantwortung für etwas übernehmen, sich für andere verantwortlich fühlen
  • eine Steigerung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls
  • motorische Fähigkeiten unterstützen und entwickeln (vor allem bei Menschen mit Handicap).

Welche wissenschaftlichen & pädagogischen Ansätze bilden die Grundlage für unsere Arbeit?

Der Orientierungsplan Baden-Württemberg:
Der Orientierungsplan des Landes Baden-Württemberg sieht Bildung als ganzheitliche Förderung der Entwicklung des Kindes an. Das Kind soll in seinen Anlagen und Entwicklungsstufen ganzheitlich individuell gefördert werden. Dabei stehen die Ressourcen und nicht die Defizite des einzelnen Kindes im Vordergrund. Der Orientierungsplan betont, dass Bildung nicht als schulische Ausbildung zu verstehen ist und Lerninhalte von der Grundschule in die Kindertagesstätte verlagert werden. Ziel des Orientierungsplanes ist es, die Kindertageseinrichtungen auf der Grundlage der neuesten Erkenntnisse der Kognitionsforschung als primäre Bildungseinrichtungen im Sinne einer ganzheitlichen Förderungverstanden auszubauen. Die Kinder sollen ihren individuellen Begabungen entsprechend gefördert und Defizite rechtzeitig erkannt werden. Schwerpunkte liegen vor allem auf der Förderung der Motorik, der Sprache, der Sozialkompetenz und der Kreativität.

Quelle: Wikipedia.de

Die Reggiopädagogik:
Dieses pädagogische Konzept entwickelte sich in den 60er Jahren in Reggio nell`Emillia/Italien. Hervorzuheben sind hier drei wichtige Schwerpunkte:

Die Rolle des Kindes:

  • Das Kind wird mit seinen Fähigkeiten und Interessen ernst genommen
  • Jedes Kind wird mit seiner Persönlichkeit wertgeschätzt und ist ein Teil der Gruppe

Die Rolle der Erzieherin:

  • Die Erzieherin ist Ansprechpartnerin und bietet eine stabile Bindung, das Kind wählt jedoch weitgehend frei seine Aktivitäten und darf selbständig seine Ideen umsetzen
  • Die Erzieherin begibt sich in der Reggiopädagogik in die Rolle der Beobachterin
  • Die Erzieherin schaut individuell auf jedes Kind, dokumentiert Interessen und Entwicklungen, tauscht diese mit ihren Kolleginnen aus

Ein wichtiger Aspekt ist, die Erzieherin nicht als „Entertainerin“ zu sehen, sie lernt und forscht mit den Kindern, gibt Impulse und erlangt selbst neues Fachwissen durch vielfältige Themen und die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Wichtige Aufgabe der Erzieherin ist das Bereitstellen von ansprechenden Materialien und das Planen themenorientierter Aktivitäten.

Die Raumgestaltung:
Die Einrichtung der Räume sollen Alltag und Kultur der Kinder spiegeln. Dies bedeutet, Möbel nicht ausschließlich aus den bekannten Katalogen, sondern Alltagsgegenstände, die den Räumen einen eigenen Charakter und eine wohnliche Atmosphäre geben.
Die Materialien in den Räumen sollen ansprechend sein, die Räume selbst transparent gestaltet.

Der situationsorientierte Ansatz (nach Armin Krenz)

Wichtigste Grundlagen

  • ein wertschätzendes Menschenbild
  • Berücksichtigung aktueller Situationen
  • die Entwicklung des Kindes als wichtiges Augenmerk
  • die Rolle der Erzieherin als Mitlernende und Lehrende gleichermaßen

Ziele des SOA sind das ganzheitliche Erleben in drei Ebenen:

  • Emotionale Ebene: (Nach-)Erleben von Lebensereignissen, die Kinder bewegen
  • Kognitive Ebene: Verständnis des Erlebten
  • Handlungsebene: Möglichkeit zur Aufarbeitung, bzw. Veränderung
Unterscheidung Integration und Inklusion:
Unterscheidung Integration und Inklusion: Quelle: www.vdk.de

Was heißt für uns Inklusion?

Für uns bedeutet Inklusion ein Zusammensein und miteinander Lernen der Kinder und ErzieherInnen, gleich ihrer Unterschiede an Entwicklung, Herkunft oder einer Behinderung.

Jedes Kind wird individuell in kognitiver, emotionaler und körperlicher Hinsicht gefördert. Im Vordergrund stehen dabei die Möglichkeiten und Kompetenzen der Kinder – nicht deren Defizite. Wichtigstes Ziel für das soziale Verständnis der Kinder: Toleranz und Hilfsbereitschaft werden gefördert, bevor Vorurteile überhaupt entstehen können.

Bedürfnisorientierte Erziehung

Wir orientieren uns in unserem Umgang mit den Kindern am Konzept des "attachment parenting". Dies bedeutet, die Grundbedürfnisse des Kindes zu erfüllen (zB. Schlafen, getröstet oder getragen werden, Hunger stillen, emotionale Sicherheit).

Alle Kinder werden so gut wie möglich ihren Bedürfnissen entsprechend begleitet, dies beginnt schon bei der individuellen Eingewöhnung, setzt sich fort im Begleiten des Einschlafprozesses oder der Erfüllung von Körperkontakt und Nähe.

Eine Herausforderung in unserer täglichen Arbeit ist hierbei, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und auch der ErzieherInnen bestmöglichst zu vereinbaren.

Bedürfnisorientiert heißt darum nicht, alle Wünsche werden erfüllt, sondern tatsächlich die Grundbedürfnisse je nach Alter und Persönlichkeit stehen im Fokus um dem Kind emotionale und soziale Sicherheit, auch in der Fremdbetreuung, zu geben.

Vorschule und was wir darunter verstehen

Vorschule- was bedeutet dies allgemein und im Kinderhaus Waldau?

„Schulfähigkeit“ soll auch nicht heißen, dass Kinder schon zu allem fähig sein müssen, was in der Schule verlangt wird. Ein Schulkind wird das Kind in der Schule. Mit anderen Worten, jedes Kind braucht die konkreten Erfahrungen in und mit der Schule, um ein kompetentes Schulkind sein zu können (Griebel & Niesel, 2013). Eltern. Erzieherinnen und Lehrerinnen sollten also der Frage nachgehen: „Ist das Kind fähig und bereit, ein Schulkind zu werden?“

Um als erstes die wichtigste Frage zu beantworten: Ja natürlich „machen“ wir Vorschule in unserer Einrichtung!

Vorschule bedeutet, alles was „vor der Schule“ passiert und diese Zeit verbringen die Kinder bei uns und in ihrer Familie.

Wenn unter Vorschule gemeint ist, dass im letzten Jahr vor der Schule der große Druck los geht und alle 5-Jährigen einen Webrahmen fertigstellen, das Alphabet schreiben und eine Stunde im Stuhlkreis sitzen müssen dann ganz klar NEIN! So sieht Vorschule bei uns nicht aus.

Bildung beginnt bereits im Mutterleib und wir lernen ein Leben lang...

Wir bereiten die Kinder aufs Leben vor, unsere Bildungsziele enden nicht in der ersten Klasse sondern sollen dem Kind die Grundlage geben, ein gesunder, gefestigter und im besten Fall glücklicher Erwachsener zu werden, der Freude am Lernen und Tun hat.

Was braucht ein Kind, um in die Schule gehen zu können?

Motivation, Freude am Lernen, Selbstbewusstsein, sowie eine soziale/emotionale Stabilität.

Eine gute Sprachentwicklung ist ebenso wichtig wie ein gutes Körpergefühl und die kognitive (geistige) Reife

Wie erreichen wir dies?

Durch vielfältige Angebote an Material und Aktivitäten und eine enge Orientierung an den Fähigkeiten und Stärken des einzelnen Kindes. Es lernt sich nämlich um ein Vielfaches leichter, wenn dahinter ein interessantes Thema steckt und Erfolgserlebnisse möglich sind.

Die intrinsische Motivation ermöglicht ein viel größeres Engagement beim Lernen als eine von außen (extrinsisch) vorgegebene Aufgabe.

Die Pädagogik ist zum Glück schon längere Zeit auf dem Weg von der defizitorientierten Förderung (was das Kind nicht gut kann muss geübt werden), hin zur stärkenorientierten Förderung wie oben beschrieben.

Offenes Denken und Handeln ist ebenso wichtig fürs spätere Leben, zur Findung von Problemlösungen beispielsweise. Deshalb ist selbst forschen und experimentieren enorm wichtig, kreativ sein in allen Bereichen (philosophieren, Lösungen finden, Material vielfältig nutzen etc.) Besonders kann dies vom Kind im freien Spiel erprobt werden.

Die soziale und emotionale Festigkeit bildet den Grundstein für eine gesunde und altersgerechte Entwicklung, auf diesen Bereich legen wir unser großes Augenmerk im gemeinsamen Miteinander von Klein und Groß, mit oder ohne Handicap, in Kleingruppen und der Gesamtgruppe, in allen Altersstrukturen.

Sind Kinder aus einem Waldkindergarten schlechter auf die Schule vorbereitet?

„Aufgrund der Analyse der uns vorliegenden Konzeptionen und Erfahrungsberichte, bietet der Waldkindergarten günstige Bedingungen, Kindern den Erwerb solcher Basiskompetenzen zu ermöglichen.

„…“

Der Umgang mit den Naturmaterialien fördert die Entwicklung der Feinmotorik der Kinder in hohem Maße. So nehmen sie zwar seltener einen Stift zur Hand, malen aber umso öfter auf der Erde, bilden ihre Handmotorik aus, indem sie mit Stöcken, Steinen und Zapfen basteln und konstruieren. Das notwendige muskuläre und feinmotorische Training als Voraussetzung für das Halten und Führen von Mal- oder Schreibstiften wird somit intensiv geübt.“

Quelle: Roland Gorges Professor für Pädagogik und Vorschulerziehung; Fachbereich Sozialpädagogik der Fachhochschule Darmstadt

Genau diese Erfahrung machen wir auch immer wieder aufs Neue. Statt stupidem Ausschneiden oder Vorschulblätter nachmalen führen unsere Kinder souverän ein Schnitz- oder Obstmesser, schreiben ihren Namen in den Sand statt auf ein Blatt Papier und zählen ganz nebenbei die Schätze, die sie im Wald gesammelt haben oder die anwesenden Kinder im Haustreff.

Ein ganz wichtiger Punkt ist auch die Bewegung. Erwiesenermaßen lernen aktive, bewegungsfreudige Kinder leichter und unser Gehirn speichert Informationen besser, wenn Handeln und Denken kombiniert werden.

Ob das einzelne Kind bereit für die Schule ist hängt also von vielen Faktoren ab und schließlich steht und fällt ein guter Start eher mit der Lehrkraft, der Art der ausgewählten Schule und der Größe der Klasse als mit einzelnen (fehlenden) Kompetenzen.

Die Einschulung ist im Kinderhaus Thema bei der Einschulungsuntersuchung des Gesundheitsamts, welche im 4. Lebensjahr stattfindet und natürlich in unseren gemeinsamen Entwicklungsgesprächen. Immer geben wir in diesen Feedback zur Entwicklung des Kindes und können uns auch gerne über die „Schulreife“ austauschen. Bei Fragen, Unsicherheiten oder für weitere Infos sprecht uns gerne an.

Unsere Kooperationsschule in Täferrot steht uns beratend zur Seite, eine Kooperation mit anderen Schulen geht meist direkt über euch Eltern, Kontakte können aber im Rahmen einer Vernetzung jederzeit hergestellt werden.

In diesem Sinne, hoffen wir,  etwaige Bedenken nehmen zu können und den Kindern eine wundervolle Vorschulzeit im Kinderhaus zu ermöglichen, aus welcher sie gestärkt und kompetent mit Freude in die Schule starten!